Technikforum Industrial IoT

Hürden auf dem Digitalisierungskurs: Industrielle Daten analysieren

Mehr als 400 Industrieunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden im Rahmen einer Umfrage von der Unternehmensberatung Staufen und AppliediT, einem Lösungsanbieter für Industrie 4.0, zu ihren Erfahrungen mit der industriellen Datenanalyse befragt. Das Ergebnis veröffentlichten die Partner in der Studie ‚Digitalisierung 2024‘.
Vor dem Hintergrund immer komplexerer Produkte und Fertigungsprozesse führt nach Ansicht von AppliediT-Geschäftsführer Ignacio Quiñonero Ferrer kein Weg mehr an einer professionellen mathematischen Analyse vorbei: „Unternehmen müssen tiefer in die Welt der Daten eintauchen, um zu verstehen, wie sie in ihrem Inneren ticken und welche Anpassungen zu welchen Ergebnissen führen.“ Denn egal, ob es um Lieferketten, Produktionsprozesse oder HR-Herausforderungen geht: „Oft können schon kleine Anpassungen und Feinjustierungen an wenigen Stellschrauben eine große Hebelwirkung entfalten“, betont Ferrer.
„In vielen Unternehmen herrscht ein regelrechter Daten-Wildwuchs, die einheitliche Linie fehlt“, sagt Dr. Michael Feldmeth, der bei Staufen die Practice Unit Digital & Industrie 4.0 leitet. Das erschwere es nach Meinung des Experten Führungskräften und Anwendern, aus den Daten relevante Informationen und Erkenntnisse abzuleiten. Die wachsende Zahl unterschiedlicher Formate und Anwendungen erschwere zudem eine auf Durchgängigkeit ausgelegte IT-Systemlandschaft und resultiere, so Feldmeth, in einer zunehmend fragmentierten Datenarchivierung.

Excel ist wenig geeignet

Für die von den Studienteilnehmern mit Abstand am häufigsten gewählte Form der Datenarchivierung wurde mit 77 % ein ERP-System angegeben, gefolgt von Datenbanken wie Microsoft SQL Server oder PostgreSQL und Excel-Listen. „Programme wie Excel sind als Tabellenkalkulation auf einen ganz bestimmten Anwendungsbereich zugeschnitten und eignen sich – ebenso wie ein ERP-System – nicht optimal zur Datenarchivierung“, sagt Feldmeth zu den Ergebnissen. „In der Folge bremsen Datensilos und eingeschränkte Funktionalitäten der einzelnen Systeme die Unternehmen auf ihrem Digitalisierungskurs aus.“
Fehlende IT-Kompatibilität und mangelndes Analyse-Know-how führen dazu, dass laut der Studie 61 % der befragten Unternehmen selbst einräumen, dass sie nur isolierte Zahlen aus verschiedenen Bereichen sehen, aber zu wenig über die Zusammenhänge zwischen den Daten wissen. Feldmeth ist der Meinung: „Die gesammelten Informationen verwirren eher, als dass sie einen Mehrwert liefern oder Grundlage für präzise Handlungsempfehlungen sind.“ Kurz: Vor lauter Zahlen würden die Unternehmen den Key-Performance-Indicator-Wald (KPI) nicht mehr sehen.

Zusammenhänge und interne Abhängigkeiten

Obwohl nach Angaben der Studie viele Unternehmen ihre Daten weder richtig auswerten noch vollständig verstehen, würden sie bei gut drei Viertel von ihnen in die Entwicklung der künftigen Strategie einfließen, so das Ergebnis der Umfrage. Ferrer empfiehlt ein methodisches Vorgehen, bei dem im ersten Schritt Daten intelligent zusammengeführt und dann statistisch ausgewertet werden. „Die aktuellen Produktionszahlen einer Maschine liefern nur eine Momentaufnahme. Richtig interessant wird es erst, wenn die Daten der vorgelagerten Prozesse in Kombination mit dem aktuellen Ist-Zustand analysiert werden. Dann werden verborgene Zusammenhänge und interne Abhängigkeiten sichtbar.“

Optimierungspotential erkannt

Die positiven Auswirkungen, die ein ganzheitlicher Blick auf die eigene Datenwelt haben kann, würden laut der Umfrage aber in der Industrie erkannt. So sollen 72 % der befragten Unternehmen eingeräumt haben, dass eine Datenanalyse ihre organisatorische Effizienz steigern könnte. Außerdem erwarten laut Studie 57 % eine Optimierung der Durchlaufzeiten, 52 % eine Qualitätssteigerung und 48 % eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit.

Die Befragung erfolgte laut den Umfragepartnern im Oktober und November 2023. Die vollständigen Studienergebnisse können hier angefordert werden: www.staufen.ag/studie-digitalisierung-2024

Quelle und Bild: www.staufen.ag



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