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Digitalisierung in der Industrie für die Nachhaltigkeit

Eine Studie des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam untersuchte den Einfluss der Digitalisierung in Unternehmen auf deren Nachhaltigkeit. Die Studie betrachtete dafür die digitale Entwicklung in den Schwellenländern China und Brasilien und dem Industrieland Deutschland. Befragt wurden Beschäftigte in Unternehmen unterschiedlicher Größe und mehrerer Sektoren.

Laut der Studie könnte eine vollständig digitale Integration von Produktionsdaten in die Umweltmanagementsysteme der Unternehmen Chancen für eine nachhaltigere Produktion bieten. Sie vereinfache potenziell die Einhaltung von Umweltvorschriften sowie den Prozess der Umweltzertifizierung für Unternehmen und Regulierungsbehörden, die häufig Analysen der gesamten Wertschöpfungskette erfordern. Allerdings würden laut der Studie derzeit nur 9 % der deutschen, 3 % der brasilianischen und 6 % der chinesischen Unternehmen diese Möglichkeit nutzen.

Kleinere Unternehmen haben Nachholbedarf

Die Forschenden konnten zeigen, dass die Ungleichheiten auf Länderebene nicht so ausgeprägt sind wie von Experten vorhergesagt. Deutliche Unterschiede traten aber innerhalb aller Länder auf, zwischen verschiedenen Sektoren und Unternehmen unterschiedlicher Größe. In allen Ländern gaben weniger als 10 % der Unternehmen an, dass sie die Prozesse der Zusammenarbeit mit Partnern vollständig digitalisieren werden. Eine teilweise Digitalisierung ist hingegen stärker verbreitet: 46 % der brasilianischen, 61 % der chinesischen und 63 % der deutschen Unternehmen arbeiten derzeit schon auf diese Weise.

Große Unternehmen nutzen die Chancen der Digitalisierung in allen drei Ländern stärker als kleine und mittlere Unternehmen (KMU). „Die KMU bilden allerdings das Rückgrat der Volkswirtschaften und sollten nicht abgehängt werden“, sagt Co-Autor Grischa Beier. „Deshalb braucht es eine globale Governance, um Ungleichheiten auf Länderebene zu erfassen, und zusätzlich nationale Förderpolitiken, um KMU zu stärken.“

Automobilsektor ist ein Digitalisierungsvorreiter

In Deutschland berichteten 84 % der Befragten aus dem Automobilsektor über eine zumindest teilweise Digitalisierung von Kooperationsprozessen, verglichen mit 72 % der chinesischen und 62 % der brasilianischen Unternehmen. Mehr als in anderen Sektoren ist die Anzahl der Kooperationspartner bei den befragten Unternehmen durch die Digitalisierung der Prozesse zurückgegangen, während die Qualität der Kooperation sich dadurch nach Ansicht der Befragten verbessert hat. Der Automobilsektor sei ein interessantes Objekt für künftige Forschung, so die Autorinnen und Autoren. Von einer Auswertung der Erfahrungen aus diesem Sektor würden andere Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit profitieren können.

Originalpublikation:
[Niehoff, S., Matthess, M., Zwar, C., Kunkel, S., Guan, T., Chen, L., Xue, B., de Oliveira Pereira Grudzien, D. I., Pinheiro de Lima, E., & Beier, G. (2022). Sustainability related impacts of digitalisation on cooperation in global value chains: An exploratory study comparing companies in China, Brazil and Germany. Journal of cleaner production, 379: 134606. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2022.134606]

Quelle und Bild: https://www.iass-potsdam.de/de



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