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Souveränität bei der digitalen Transformation

Der Begriff  der digitalen Souveränität beschreibt die Fähigkeit, die digitale Transformation mit Blick auf Hardware, Software, Dienstleistungen sowie Kompetenzen selbstbestimmt zu gestalten. In Bezug auf digitale Technologien und Anwendungen bedeutet dies, selbstständig entscheiden zu können, inwieweit eine Abhängigkeit von Anbietern und Partnern eingegangen oder vermieden wird.
Eine Studie des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zeigt nun, dass deutsche Unternehmen die Bedeutung digitaler Souveränität erkannt haben, gleichzeitig aber weiterhin starke Abhängigkeiten von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern, insbesondere aus den USA, wahrnehmen.

Datenhoheit von hohem Stellenwert

Die Studie basiert nach Angaben des ZEW auf einer repräsentativen Befragung von 1200 Unternehmen aus der Informationswirtschaft und dem Verarbeitenden Gewerbe. „Die Befragung zeigt, dass digitale Souveränität für rund die Hälfte der Unternehmen in der Informationswirtschaft sowie im Verarbeitenden Gewerbe von hoher bis sehr hoher Bedeutung für den Erfolg des eigenen Unternehmens ist“, erläutert Professor Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs ‚Digitale Ökonomie‘ und Co-Autorin der Studie. Merkmale mit der höchsten Relevanz für digitale Souveränität sei der Umfrage zufolge die Datenhoheit sowie die Interoperabilität und Modularität von IT-Systemen, sagt Bertschek.

Abhängigkeiten bei zentralen digitalen Technologien

„Jeweils mehr als 80 % der Unternehmen beider Wirtschaftszweige geben an, sich bei mindestens einem der abgefragten Technologiefelder abhängig von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern zu fühlen“, so Dr. Daniel Erdsiek, Co-Autor und beteiligter SEW-Wissenschaftler. „Insbesondere im Bereich Software und Anwendungen zeigen sich die befragten Unternehmen häufig sehr abhängig von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern.“ Zudem bestehen bei einer Reihe weiterer digitaler Technologien Abhängigkeiten, beispielsweise bei Hardware und Infrastruktur, IT-Sicherheitstechnologien und digitalen Plattformen. Aber auch im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) nehmen die Unternehmen, insbesondere in der Informationswirtschaft, Abhängigkeiten wahr: So geben 52 % der Unternehmen in der Informationswirtschaft an, sich beim Thema generative KI (beispielsweise ChatGPT) zumindest etwas abhängig von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern zu fühlen.

Mangel an europäischen Alternativen und technologische Überlegenheit

Mit einem Anteil von 82 % der Unternehmen wird in der Informationswirtschaft der Mangel an europäischen Alternativen als häufigster Grund für bestehende Abhängigkeiten des eigenen Unternehmens von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern genannt. Zudem sehen knapp 3/4 der Unternehmen in der technologischen Überlegenheit des Anbieters einen der Gründe für ihre Abhängigkeit. Im Verarbeitenden Gewerbe kehrt sich die Rangfolge um: 74 % verweisen auf die technologische Überlegenheit des Anbieters, während 70 % den Mangel an europäischen Alternativen als Grund anführen.
Weiterhin spielen in beiden Branchen hohe technologische Wechselhürden, sogenannte Lock-in Effekte, eine zentrale Rolle. 58 % der Unternehmen in der Informationswirtschaft geben diese als Grund für ihre bestehende Abhängigkeit an, was einer Verdopplung gegenüber dem Wert aus dem Jahr 2021 entspricht.

 

Gründe für bestehende Abhängigkeiten eines Unternehmens von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern. Bild: ZEW

 

Sorge um Abhängigkeiten von China

Bei der Beurteilung der Abhängigkeit von Anbietern und Partnern aus ausgewählten Ländern zeigt sich in der Informationswirtschaft und im Verarbeitenden Gewerbe ein vergleichbares Bild. Gegenwärtig bestehen laut der Umfrage vornehmlich Abhängigkeiten von Anbietern und Partnern aus den USA. Die Abhängigkeit von Anbietern und Partnern aus China beziehungsweise dem sonstigen außereuropäischen Ausland ist derzeit eher gering, so die Aussage der befragten Unternehmen. Jedoch blickt ein Großteil besorgt auf potenzielle zukünftige Abhängigkeiten von China. So geben 46 % der Unternehmen in der Informationswirtschaft an, große Sorge vor zukünftigen Abhängigkeiten von Anbietern oder Partnern aus China zu haben. Im Verarbeitenden Gewerbe beträgt dieser Anteil 50 %.
„Die Studie zeigt, dass die Unternehmen der digitalen Souveränität nach wie vor eine hohe Bedeutung beimessen, insbesondere für den langfristigen Erfolg der deutschen und der europäischen Wirtschaft insgesamt“, ordnet Irene Bertschek die Ergebnisse ein. „Daher ist es wichtig, dass die Politik mit regulatorischen Rahmenbedingungen Anreize so setzt, dass innovative digitale Lösungen in Deutschland und Europa entwickelt und angewendet werden.“ Ein besonderes Augenmerk liege nun auf der kürzlich verabschiedeten KI-Verordnung, sagt Bertschek. „Nicht zuletzt von deren Umsetzung wird es abhängen, inwieweit KI-Lösungen Made in Germany oder Made in Europe auf nationalen und internationalen Märkten erfolgreich sein werden.“

 

Sorgen vor zukünftigen Abhängigkeiten des eigenen Unternehmens von Anbietern oder Partnern aus ausgewählten Ländern und Regionen. Bild: ZEW

 

Über die Studie

Aufbauend auf einer repräsentativen Befragung von 1200 Unternehmen aus der Informationswirtschaft und dem Verarbeitenden Gewerbe beleuchtet die Studie nach Angaben des ZEW, in welchen Technologiefeldern Unternehmen in Deutschland eine Abhängigkeit von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern wahrnehmen, was die Ursachen dafür sind und wie Unternehmen ihre eigene Abhängigkeit sowie die der deutschen und der europäischen Wirtschaft als Ganzes bewerten. Durch einen Vergleich der aktuellen Umfrageergebnisse mit einer Erhebung aus dem Jahr 2021 soll die Studie darüber hinaus Einschätzungen dazu ermöglichen, inwieweit sich unternehmensrelevante Faktoren beim Thema Digitale Souveränität entwickelt haben, so das ZEW.

Die Studie ist Teil des vom BMWK beauftragten Projekts ‚Entwicklung und Messung der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft am Standort Deutschland‘.

Verlinkung zum Download der Studie

 

Quelle: www.zew.de

Bild: Aus: Digitale Souveränität – Herausforderungen aus Sicht der Unternehmen/BMWK



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