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Industrie 4.0: DACH-Region könnte den Anschluss verpassen

Weltweit steigt der Digitalisierungsgrad der Industrie, allerdings nicht mehr so schnell wie früher. China und die USA bauen ihren Vorsprung gegenüber der DACH-Region weiter aus. Und gerade im deutschsprachigen Raum sollen Fachkräftemangel und Alt-Systeme den Ausbau einer datengetriebenen Produktion hemmen. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie ‚Industrie 4.0 Barometer‘, die von der Management- und IT-Beratung MHP gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) nun herausgegeben wurde. Befragt wurden laut den Partnern 823 Personen aus Industrieunternehmen in China, in den USA, in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie im Vereinigten Königreich. Die Studie erfasst nach Angaben der Verfasser die Verbreitung und den Reifegrad von Industrie-4.0-Technologien, macht den Status quo zwischen den Ländern vergleichbar und die Entwicklungstrends seit 2018 sichtbar. Konkrete Handlungsempfehlungen und Erfolgsbeispiele aus Anwenderunternehmen sowie Interviews runden die Studie nach Angaben der Partner für Entscheider ab.

DACH-Region hinkt hinterher

 „Das Barometer ist für die Unternehmen einerseits ein Spiegel, der die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen aufzeigt“, sagt Markus Wambach, Group COO bei MHP. „Zum anderen können sie daraus entnehmen, was sie tun müssen, um den Anschluss im internationalen Wettbewerb nicht zu verlieren. Besonders deutlich wird das beim digitalen Zwilling: Während in der DACH-Region noch 30 % der Unternehmen vollständig auf digitale Abbilder verzichten, sind es in China nur 5 %.“ Auch in anderen Bereichen wie Automatisierung und Datenanalyse zeige sich ein erheblicher Rückstand, so Wambach. „Gerade bei der allgemeinen Datenstrategie und der Datenqualität hinkt die DACH-Region hinterher – ein klarer Wettbewerbsnachteil. Unternehmen, die hier nicht aufholen, laufen Gefahr, im internationalen Vergleich abgehängt zu werden.“
Zum aktuellen Stand von Industrie 4.0 zeigt das aktuelle Barometer einen Gesamtwert von 64 % an. Zuletzt waren es laut Studie 60 % über alle untersuchten Themenbereiche hinweg, dazu gehören Technologie, IT-Integration und Hemmnisse. Gegenüber den Vorjahren ist der Wert zwar deutlich gestiegen, aber langsamer als noch in den Vorjahren: Zwischen 2023 und 2024 gab es beispielsweise einen Sprung von 50 auf 60 %. Heißt: Auch international geht die Entwicklung von Technologien der Studie zufolge langsamer voran als noch zuvor.

Beispiele für Chinas Vorsprung

Ein Beispiel für den technologischen Vorsprung Chinas zeigt sich nach Angaben der Studie bei fahrerlosen Transportsystemen (FTS), die dort in 59 % der Industrieunternehmen die Intralogistik ganz oder teilweise übernehmen, während es in der DACH-Region den Umfrageergebnissen zufolge nur 35 % sind – bei durchschnittlich 50 % Nutzungsquote über alle untersuchten Länder hinweg. Ähnlich sieht es bei der Verbreitung des digitalen Zwillings aus: 67 % der teilnehmenden chinesischen Unternehmen setzen den Angaben nach digitale Abbilder in ihren Produktionsstätten teilweise oder vollständig ein. Demgegenüber soll der Anteil im deutschsprachigen Raum bei 41 % liegen.

Digitale Transformation muss beschleunigt werden

„Die Studienergebnisse zeigen, dass viele Unternehmen, besonders in der DACH-Region, ihre digitale Transformation beschleunigen und priorisieren müssen“, sagt Dr. Christina Reich, Professorin an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management sowie Managerin bei MHP. „Der internationale Vergleich zeigt, wie stark die USA und China voranschreiten und ihre Industrie-4.0-Führungspositionen festigen.“ Während diese Länder dem Bericht zufolge von innovationsfördernden Regulierungen und gezielten Investitionen profitieren, kämpfen Unternehmen in der DACH-Region und das Vereinigte Königreich weiterhin mit strukturellen Hemmnissen. Veraltete IT-Infrastrukturen, ein Mangel an Fachkräften und eine oft unzureichende Priorisierung durch das Management sollen dabei die größten Hindernisse darstellen. Besonders im Automobilsektor und in kleineren Unternehmen sei dies sichtbar.

Die vollständige Studie kann hier heruntergeladen werden: www.mhp.com/de/insights/was-wir-denken/industrie-40-barometer-2025-data-driven-production

Quelle und Bild: www.mhp.com



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