29 Jan Elektro- und Digitalindustrie: leichter Wachstumseinbruch erwartet
Zum dritten Mal in Folge hat sich die reale, preisbereinigte Produktion steigern können – auf Basis der Zahlen bis einschließlich November 2023 um 1,4 %. Das berichtet Dr. Gunther Kegel, Präsident des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) im Rahmen der ZVEI-Jahresauftaktpressekonferenz über das Geschäftswachstum der Elektro- und Digitalindustrie im Jahre 2023. Damit habe sich die deutsche Elektro- und Digitalindustrie in einem schwierigen Umfeld als robust erwiesen, so Kegel. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Unternehmen noch historisch hohe Auftragsbestände abarbeiten konnten, als die Neubestellungen spätestens ab dem zweiten Quartal bereits zurückgingen“, erklärt Kegel weiter. Die nominalen Erlöse der Branche erreichten 2023 nach Verbandsangaben mit 242 Milliarden Euro erneut eine Rekordmarke mit einem Wachstum von 8 %.
Heterogenes Branchenwachstum
Abermals hat sich die in ihrer Zusammensetzung heterogene Branche uneinheitlich entwickelt. Den stärksten Produktionszuwachs verzeichneten laut Verband Batterien mit einem Plus von 7 %, gefolgt von elektronischen Bauelementen mit einem Wachstum von 6 %, Energietechnik mit Plus 4 % und Automation, die um 3 % gewachsen ist. Die Gebrauchsgüter dagegen verzeichneten nach Verbandsangaben einen deutlichen Rückgang von 13 %. „Erfreulich ist, dass bei der Beschäftigung nochmals zugelegt werden konnte“, betont Kegel. Allein in Deutschland beschäftigte die Branche dem Verband zufolge zuletzt 910.000 Menschen. Das entspricht einem Plus von 12.000 gegenüber 2022.
Starker Export und Forderungen an die EU
Die Elektro- und Digitalindustrie ist so global aufgestellt wie kaum eine andere Branche. Auch 2023 konnten die Ausfuhren, einschließlich der Re-Exporte, laut Verband nochmals gesteigert werden, und zwar um 4 % auf 256 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte – 133 Milliarden Euro – verblieb in der Europäischen Union. „Angesichts wachsender geopolitscher Spannungen wird der europäische Binnenmarkt immer wichtiger“, erklärte der ZVEI-Präsident. „Will die EU zwischen den USA und China weiterhin eine eigenständige Rolle einnehmen, muss sie den Binnenmarkt konsequenter auf Wachstum ausrichten und von industriefremder Regulierung wie dem EU-Lieferkettengesetz ablassen.“ Die nächste EU-Kommission müsse den Regulierungstsunami und eine in Teilen nahezu entfesselte Bürokratie stoppen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen schwäche, so der Verbandspräsident. „Wir brauchen jetzt eine Europäische Union, die industrielle Wertschöpfung in den Fokus stellt“, fordert Kegel. Einem „Dexit“ erteilt der ZVEI-Präsident eine klare Absage: „Wer meint, dass Deutschland auf sich allein gestellt besser fahren könnte, offenbart gefährliche wirtschaftspolitische Ahnungslosigkeit.“
Wachstumsdelle erwartet
Angesichts des aktuell schwierigen konjunkturellen Umfelds mit Inflation, vergleichsweise noch hohen Zinsen und hohen Energiepreisen zeigt sich der ZVEI für 2024 zurückhaltend. Kegel meint dazu: „Die Branche steht vor einer Wachstumsdelle. Auf Jahressicht erwarten wir, dass die reale Produktion um zwei Prozent nachgeben wird.“
Quelle und Bild: www.zvei.org