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Stromnetz zurzeit nicht energiewendefähig

Die Herausforderungen der Energiewende waren unter anderem Thema der Auftaktpressekonferenz 2023 des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) am 18. Januar in Frankfurt am Main. „Nachdem sich die Politik im zurückliegenden Jahr vor allem den Herausforderungen Energiesicherheit und Bezahlbarkeit zuwenden musste, muss in diesem Jahr die Gestaltung der Energiewende wieder mehr in den Fokus rücken“, erklärt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Aus Sicht des ZVEI sind im Wesentlichen zwei Aufgaben anzugehen: Erstens, der zügige Ausbau der Netzinfrastruktur und zugleich ihre Digitalisierung sowie zweitens, die Weiterentwicklung des Strommarktdesigns.
Strom ist der Rohstoff der Energiewende, der über 90 % des Energiebedarfs im Jahr 2045 decken soll, so der Verband. Aktuell liegt der Strombedarf bei 550 TWh/a. Durch die Elektrifizierung – unter anderem durch etwa 15 Millionen Ladepunkte und sechs Millionen Wärmepumpen – soll sich der Strombedarf nach Expertenmeinung bis 2030 auf über 700 TWh/a steigern. Bis zum Jahr 2045 soll der Strombedarf 1000 bis 1200 TWh/a erreichen. Um diesen Bedarf zu decken, werden sich die Erzeugungskapazitäten bei den erneuerbaren Energien laut Verband mindestens um das 4,5-Fache steigern müssen – und damit steigen die Anforderungen an das Stromnetz immens. Darauf sei unser Stromnetz derzeit nicht ausgelegt. „Es ist nicht energiewendefähig“, so Weber. „Aber: Ohne starkes Stromnetz wird es keine Klimaneutralität geben. Das künftige Stromnetz muss zu einem Klimaneutralitätsnetz umgebaut werden.”

Konsequente Elektrifizierung und Digitalisierung notwendig

So fordert der ZVEI, dass neben dem physischen Ausbau Intelligenz ins System kommt. Unter anderem müsse mehr Tempo in den flächendeckenden Rollout intelligenter Messsysteme kommen, wie im Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) vorgesehen.
Denn durch konsequente Elektrifizierung und Digitalisierung ließe sich der Primärenergieverbrauch um bis zu 65 % reduzieren, erklärt der Verband. Durch eine dezentrale Energieerzeugung mit Speicherung, Verteilung im Quartier mit digitalen Netzanschlüssen, Sektorenkopplung mit Photovoltaik, Wärmepumpe und E-Mobilität und nicht zuletzt durch die Effizienzgewinne der direkten Stromnutzung sind die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Um diesen näherzukommen, ist jedoch ein grundsätzlich anderes Strommarktdesign nötig. „Der Strompreis muss weiter von Steuern, Umlagen und Abgaben entlastet werden“, erklärt Weber. Darüber hinaus seien dynamische Stromtarife wichtig. „Das künftige Strommarktdesign muss so gestaltet sein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher unmittelbar von attraktiven Preisen für Strom aus erneuerbaren Energien profitieren.“

Weitere Verbandsinformationen zum Thema

Quelle und Bild: www.zvei.org



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